|  Junge Epileptologie

Juhn Atsushi Wada

Heute jährt sich der Todestag von Juhn Atsushi Wada, dem japanisch-kanadischen Neurologen, der sich intensiv mit Epilepsie und der Asymmetrie der Gehirnfunktionen beschäftigte und den nach ihm benannten Test entwickelte.

Vor einem Jahr starb Prof. Wada im Alter von 99 Jahren in Vancouver, Kanada. Anlässlich seines ersten Todestages wollen wir mit einem Post seinem Leben und Wirken gedenken.

Juhn Atsushi Wada (28.03.1924 – 22.04.2023) war ein japanisch-kanadischer Neurologe, der sich intensiv mit Epilepsie und der Asymmetrie der Gehirnfunktionen beschäftigte.

Dr. Wada war Assistenzprofessor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität von Hokkaido, als er 1949 erkannte, dass er eine Gehirnhälfte unabhängig testen konnte, indem er die gegenüberliegende mittels intraarterieller Injektion eines kurz wirksamen Barbiturats über die A. carotis betäubte. Zuvor hatte auch James Gardner, Neurochirurg aus Cleveland, 1941 über die Anwendung eines Lokalanästhetikums zur Lokalisation der zerebralen Sprachbereiche berichtet (Loring und Meador 2019). Auf diese Weise war es zum ersten Mal möglich festzustellen, welche Hemisphäre dominante Sprachfunktionen trägt. Dr. Wada setzte diese Arbeit 1955 am Neurologischen Institut in Montreal fort, wo er den „WADA-Test“ entwickelte und eine Beurteilung der Gedächtnisleistungen ergänzte. Der WADA-Test wurde zu einer zuverlässigen Methode um im Vorfeld einer Temporallappenresektion das Risiko postoperativer Defizite einzuschätzen. 1956 wurde Dr. Wada als Professor der Neurologie an die University of British Columbia berufen, wo er das Epilepsiezentrum aufbaute und bis zu seiner Pensionierung leitete. Im Laufe seiner Karriere gab er 11 Bücher heraus und veröffentlichte mehr als 300 Arbeiten über die Asymmetrie des menschlichen Gehirns und die Neurobiologie der Epilepsie (Moshé und Engel 2023). Juhn Wada hinterlässt ein bleibendes Erbe für die medizinische Gemeinschaft und hat maßgeblich zur Verbesserung der Lebensqualität von Epilepsiepatienten beigetragen.

Heute, im 21. Jahrhundert, wird der Stellenwert des WADA-Tests hinterfragt. Schließlich können Sprach- und Gedächtnisdominanz auch mithilfe nichtinvasiver Methoden, allen voran mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT), erreicht werden. Für die Bestimmung der Sprachdominanz ist der WADA-Test angesichts konkordanter Ergebnisse der fMRT von 90% und mehr, verzichtbar (Abou-Khalil 2007). Die Lateralisierung der Sprache ist auch mittels nicht-invasiver Diagnostik wie funktioneller transkranieller Dopplersonographie (fTCD), Single-Photon-Emissions-Computertomographie (SPECT) und Magnetenzephalographie (MEG) möglich.

Für die Vorhersage alltagsrelevanter postoperativer Gedächtnisdefizite wird die Wertigkeit des WADA-Tests weiterhin kontrovers diskutiert. Einerseits ist die Aussagekraft des fMRTs noch nicht ausreichend belegt, andererseits hat beispielsweise auch die Bestimmung des präoperativen Funktionsniveaus einen prädiktiven Wert für postoperative Veränderungen der (verbalen) Gedächtnisleistung (Bruzsa et al. 2023).

Für welche Patienten mit Temporallappenepilepsie (TLE) ist der WADA-Test weiterhin nützlich zur Vorhersage des postoperativen neuropsychologischen Outcomes? 

Der WADA-Test kann insbesondere bei Patienten mit früh einsetzender linkshemispherieller TLE mit präoperativen diffusen verbalen und figuralen Gedächtnisdefiziten und/oder inkonsistenten Befunden bezüglich der Gedächtnisfunktion (z.B. intaktes verbales Gedächtnis, schlechte figurale Gedächtniswerte) von Nutzen sein (Bruzsa et al. 2023).

 

 

Abou-Khalil 2007

Bruzsa et al. 2023

Loring und Meador 2019

Moshé und Engel 2023